„Die Antriebswende ist eine große Chance, für eine saubere Motorisierung zu begeistern“

25. September 2024

Friedrichshafen – „Dekarbonisierung am Bodensee – wie ist das bis zum Jahr 2040 möglich?“: Dieser Frage ging eine kurzweilige Podiumsdiskussion zum Start der internationalen Wassersport-Ausstellung Interboot nach. Gesprächspartner aus Politik, Wirtschaft und Wassersport beleuchteten aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Chancen und Hürden der kommenden 16 Jahre, waren sich jedoch alle prinzipiell einig: Das Klimaziel ist erreichbar und sollte mit seinen dafür nötigen Maßnahmen bei allen Beteiligten positiv besetzt werden. Unerlässlich dabei ist der deutliche Ausbau der Ladeinfrastruktur, mittelfristig eine verbesserte Verfügbarkeit des Klimadiesels HVO 100 (Hydrotreated Vegetable Oil) sowie die Einbindung der Wassersportlerinnen und -sportler in die Thematik. Zudem ist die kontinuierliche Weiterentwicklung technischer Innovationen von großer Bedeutung.

Umdenken durch positive Herangehensweise fördern

Dr. Steffen Häbich, Bereichsleiter Special Interest beim ADAC, ist überzeugt: „Die angestrebte Energie- und damit Antriebswende bis 2040 ist eine große Chance, vor allem die jüngere Generation, die ein ausgeprägteres Bewusstsein für die Umwelt- und Klimaproblematik hat, für eine saubere E-Motorisierung zu begeistern“, und betont: „Die Phase jetzt muss stark genutzt werden, die Verbraucher mitzunehmen und unmittelbare Lösungen aufzuzeigen. Bei dem gesamten Prozess dürfen wir auch keine Wassersportler verlieren, denn das können wir uns gesamtwirtschaftlich nicht leisten.“ Ziel sei es vielmehr, ein Verbraucher-Umdenken zu erreichen und über Förderungen als Anschub nachzudenken. Diese Meinung vertritt auch Philipp Franke vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg: „Alle Beteiligten sollten das Ziel positiv besetzen. Es ist ein gutes Gefühl, emissionsfrei Boot zu fahren. Die Freizeitschifffahrt ist ein emotionales Anliegen der Bevölkerung, wir sollten sie beim Wandel nicht überfordern.“ Franke stellt aber zugleich fest: „Das vorgegebene Ziel ist keine Insellösung für den Bodensee, sondern an die EU-Klimaziele angelehnt. Vermutlich wird es ohne regulatorische Maßnahmen nicht zu erreichen sein.“ 

Ausbau der E-Ladeinfrastruktur forcieren

Nach Erhebungen des ADAC mit der EBI (European Boating Industry) nutzen derzeit erst zwei Prozent der Boote Elektroantriebe, die zwar laut Häbich weitere Vorteile wie Wartungsarmut mit sich bringen, jedoch durch die fehlende Ladeinfrastruktur ausgebremst werden. Diese Ansicht vertritt auch Karsten Stahlhut, Geschäftsführer des Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V. (BVWW): „Der landseitige Ausbau der E-Ladeinfrastruktur sollte beschleunigt werden, ist jedoch sehr komplex. Bei den Kleinbooten stellen schon viele Eigner auf E-Außenborder um, denn eine Batterieladung reicht für die meisten unterwegs vollkommen. Rechtzeitige Nachlademöglichkeiten sind dafür elementar.“

Klimadiesel HVO als Wegbegleiter für klimafreundliche Schifffahrt

Im Fokus der Podiumsteilnehmer stand zudem der Einsatz des Klimadiesels HVO. Nico Winkler von der Präg Energie GmbH & Co. KG sieht einen Schlüssel in der Umsetzung der Klimaziele in der Schifffahrt den Vertrauensaufbau gegenüber HVO: Bereits jetzt könne mit Klimadiesel HVO100 ein Teil des weltweiten Bedarfs gedeckt und auch weiter ausgebaut werden. „Der Klimadiesel stinkt nicht, raucht nicht schwarz, verbrennt etwas leiser und hat bessere Kälte- und Lagereigenschaften. Außerdem wird nicht nur bis zu 90 Prozent weniger CO2 ausgestoßen, sondern auch weit weniger andere Schadstoffe“, betont Winkler. Auch die Entwicklung von eFuels für Benzinmotoren sei in vollem Gange, aber momentan noch bei weitem nicht marktreif.

Die Vorteile von HVO sieht auch Ulrich Schäfer von Brunswick und gibt Einblicke in Details: „Da die Kunden Garantie und Gewährleistung wollen, sind derzeit umfangreiche Prüfungen im Gange, die noch nicht abgeschlossen, aber vielversprechend sind.“ Langfristig betrachtet setzt Schäfer auf die kontinuierliche Weiterentwicklung von Elektroantrieben. „Wir sollten die Diskussion technologie-offen führen, hier muss man auf dem Gaspedal bleiben.“ Nico Winkler resümiert treffend: „Nicht der Motor, sondern der Kraftstoff ist das Problem.“ Und Karsten Stahlhut betont: „Um so früher wir marktreife Treibstoffe haben, desto eher werden sie verwendet.“

Infos und Öffnungszeiten

Die Interboot 2024 findet vom 25. bis 29. September statt und hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, die Interboard in Halle A5 von Mittwoch bis Freitag von 10 bis 19 Uhr. Tickets kosten online 14 Euro, unter der Woche gibt es außerdem ein vergünstigtes Nachmittagsticket ab 15 Uhr. 

Interboot-Homepage: https://www.interboot.de/
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Pressekontakt:

Mirja Raff, stellvertretende Leiterin Kommunikation, stellvertretende Pressesprecherin
Tel.: +49 7541 708-318
E-Mail: mirja.raff@messe-fn.de

Über die Interboot

Jedes Jahr im September ist die Interboot die zentrale Plattform für die Branche in der Dachregion und hat die aktuellen Trends im Blick. Zahlreiche ausstellende Unternehmen präsentieren hier ihre Neuheiten zu den Themen Segelboot, Motorboot und Funsport. Außerdem gibt es eine breite Palette an Produkten und Zubehör zu erwerben. Auf der internationalen Wassersportmesse trifft sich die Community zum gemeinsamen Austausch. Neben zukunftsweisenden Themen wie Nachhaltigkeit, alternative Antriebsformen und E-Mobility, setzt die Interboot auch umfassend den Bereich Reise und Charter in Szene. Informative Vorträge, praxisorientierte Seminare und ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm komplettieren die Palette. Weitere wichtige Bestandteile sind der Messe-See und der Interboot Hafen. An beiden Standorten können Probefahrten unternommen und Trendsportgeräte getestet werden. Keine andere Wassersportmesse kann die Kombination aus Ausstellung in den Messehallen und aktivem Testen in diesem Ausmaß anbieten.

Über die Messe Friedrichshafen

Die Messe Friedrichshafen GmbH zählt zu Deutschlands führenden Messegesellschaften und ist im Vierländereck am Bodensee zu Hause. 1950 zur Wirtschaftsförderung der Region gegründet, hat sie sich als Veranstalter und Vermarkter von Freizeit- und Fachmessen weltweit einen Namen gemacht. Kongresse, Firmen- und Sportveranstaltungen sowie TV-Produktionen und Live-Konzerte ergänzen das breite Portfolio. Jedes Jahr zieht die Messe Friedrichshafen hunderttausende Besuchende und tausende von ausstellenden Unternehmen aus mehr als 100 Nationen an den Bodensee. Insgesamt bieten 87.500 m² Ausstellungsfläche verteilt auf zwölf Messehallen und zwei Multifunktions-Foyers sowie die beiden Freiflächen im Innenhofbereich mit 15.500 m² und dem Static Display mit 20.000 m²einzigartige Nutzungsmöglichkeiten für erlebnisreiche Messetage zur Verfügung. Das kompakt konzipierte Messegelände mit Messe-See in direkter Nachbarschaft zum Flughafen sowie Hallen mit Hangar-Toren vielfältige Nutzungsvarianten.


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